Zur Causa Moukoko: Hastiger Jugendhype für den Aktienkurs

Logo des BVB mit Fußballfeld im Hintergrund

Nachdem Youssoufa Moukoko zwei Tage nach seinem 16. Geburtstag zu einem sportlich bedeutungslosen ersten Einsatz in Berlin gekommen war, hat er nun trotz der Heimniederlage des BVB gegen Köln angedeutet, wozu er imstande ist. Angesichts der Überbesetzung in der Dortmunder Offensive scheint der hastige Markteintritt des Mega-Talents wie ein großer PR-Coup des „Echte Liebe“-Klubs.

Lucien Favre ist bekannt dafür, gut mit Talenten umgehen zu können. Sein heutiger Kapitän Marco Reus reifte unter ihm in Mönchengladbach zum Superstar. Auch zahllose andere Talente sind unter ihm aufgeblüht. Allerdings: Bislang wusste Favre auch immer, die Einsätze der Youngsters wohl zu dosieren und sie behutsam aufzubauen. Seine Schüler waren stets in einem plausiblen Alter, irgendwo zwischen 18 und 20, wenn sie unter ihm ihre erste Bundesligaluft schnupperten und sukzessive Teil der Mannschaft wurden.

Komplett anders gestaltete sich die Situation jetzt im Falle Youssoufa Moukoko. Schon seit geraumer Zeit geisterte durch die Medien, dass ein junger Deutsch-Kameruner in den Jugendmannschaften des BVB alles kurz und klein schieße. Gebannt warteten alle, wann das Wunderkind denn nun endlich für die A-Mannschaft spielberechtigt sein würde, schließlich stand hier der Rekord als jüngster je eingesetzter Spieler im Raum.

Am vorletzten Spieltag in Berlin war es dann endlich soweit. Sportlich ging das ganze unspektakulär über die Bühne, trotzdem war der Hype riesig. Trainer Favre wunderte sich hinterher im Interview: „Es hat ihn doch noch niemand spielen sehen, aber alle feiern ihn schon.“ Recht hat der Schweizer Fußballehrer! Jedoch stellt sich die Frage, warum Favre diesen Hype eigentlich mitmacht. Sicher, Moukoko hat vor allem am vergangenen Spieltag klar angedeutet, wozu er imstande ist. Allerdings ist der Kader des BVB voll von jungen, talentierten Offensiv-Spielern, die sich um Einsatzminuten streiten.

Zur Erinnerung: Unter anderem steht bei Dortmund ein 24-jähriger Nationalspieler namens Julian Brandt für die Offensivreihe bereit. Er wurde vor einigen Jahren zum besten Nachwuchsspieler des Landes ausgezeichnet und ringt mit Spielern wie Thorgan Hazard, Jadon Sancho, Giovanni Reyna, Jude Bellingham und Marco Reus um Einsatzminuten. Mit diesen Spielern müsste es möglich sein, um sämtliche Titel mitzuspielen. Warum in diesem Umfeld auf Biegen und Brechen ein 16-Jähriger lieber heute als morgen ins kalte Wasser geworfen werden muss, bleibt unklar.

Jugend-Hype scheint nur aus wirtschaftlichen Gründen plausibel

Zumal dieses Vorgehen so gar nicht zu Favres sonstigem Umgang mit jungen Spielern passen will. Viele Experten sind der Meinung, dass der Trainer nach dem Auslaufen seines aktuellen Vertrages am Ende der Saison den BVB verlassen wird. Schließlich wird er es auch in diesem Jahr voraussichtlich nicht schaffen, den Bayern die Meisterschale zu entreißen. Selbst wenn es also für Moukokos Entwicklung so elementar wäre, möglichst früh erste Profiminuten zu sammeln – Favre würde davon wohl nicht einmal profitieren.

Es scheint, als brauche der BVB den Hype und den Rekord. Ob es den Aktienkurs erhöht, wenn ein „neuer Messi“ im Kader steht? Ob Trikots in Südostasien verkauft werden, wenn man den Namen Moukoko möglichst in alle Kanäle bekommt? Der Sinn, dem derzeitigen Jugendwahn unter allen Umständen noch eins draufzusetzen, erschließt sich unter rein sportlichen Gesichtspunkten jedenfalls nicht.

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