Triumphe und Tragödien: Die Geschichte des FC Liverpool, Teil 2
Im ersten Teil unserer großen Geschichte des FC Liverpool haben wir die Gründung des Klubs, die Ära unter Bill Shankly sowie die Eroberung Europas in den 70er Jahren beleuchtet. Doch wenn es um Dramatik geht, ist den Reds in den vergangenen 40 Jahren positiv wie negativ mehr wiederfahren als in den 100 Jahren zuvor.
Die 1980er Jahre waren für den FC Liverpool vor allem geprägt durch die Stadionkatastrophen von Heysel und von Hillsborough. 1985 stand der Verein im Finale des Landesmeister-Pokals gegen Juventus Turin. Nachdem im Heysel-Stadion von Brügge unter den Fangruppen Provokationen ausgetauscht worden waren, kam es zu gewaltsamen Übergriffen seitens der Liverpool-Supporter. In der aufkommenden Massenpanik starben 39 Menschen. Der LFC wurde für sieben Jahre von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen.
Vier Jahre später kam es zu einer weiteren Katastrophe, diesmal im Halbfinale des FA Cups. Beim Spiel gegen Nottingham Forest im Hillsborough-Stadion in Sheffield waren zu viele Karten verkauft worden. Auf den Rängen wurde es immer enger und die Fans des LFC konnten durch einen schmalen Tunnel nicht entkommen. Am traurigen Ende einer Massenpanik standen 96 verstorbene Liverpool-Fans.
30 Jahre währende Durststrecke
Nur 41 Tage später steht ein Ereignis, das für den LFC auch sportlich das traurige Ende einer Ära markiert. Wegen Hillsborough hatten die Reds ihr Heimspiel gegen Arsenal London abgesagt. Der Nachholtermin findet nach der offiziellen Saison statt. Die Tabellenkonstellation wollte es so, dass dieses Spiel über die englische Meisterschaft entschied. Arsenal, das seit 15 Jahren nicht mehr in Liverpool gewonnen hatte, schaffte in der Nachspielzeit den Treffer zum benötigten 2:0 Sieg und schnappte Liverpool die Meisterschaft vor der Nase weg.
1990 wurden die Reds noch mal Meister, doch dies war der Beginn einer 40 Jahre währenden Durststrecke. 30 Jahre lang brachte der Klub zwar immer wieder großartige Spieler hervor – darunter Steve McManaman, Jamie Carragher, Michael Owen oder Robbie Fowler. Doch nie reichte es zu einem Titel. Mal lief der Verein klar den „großen vier“ Manchester United, Manchester City, Arselnal London und FC Chelsea hinterher, mal sah es lange nach einem Titel aus, scheiterte jedoch knapp. Besonders tragisch etwa war die Vizemeisterschaft 2014, als mit dem gebürtigen Liverpooler Steven Gerrard ausgerechnet der langjährige Kapitän und absolute Leistungsträger in einem entscheidenden Spiel gegen Chelsea ausrutschte und ein Gegentor verschuldete. Meister wurde in diesem Jahr Manchester City. Gerrard konnte in 17 Jahren als Profi für den LFC keine englische Meisterschaft verbuchen.
Jürgen Klopp erreicht Legendenstatus
Auch 2019 war es knapp. Liverpool unter Trainer Jürgen Klopp verpasste die Meisterschaft trotz unglaublicher 97 Punkte. Wiederum Manchester City hatte noch einige Zähler mehr gesammelt. Doch 2020 – ausgerechnet im Corona-Jahr – war es denn soweit. Liverpool, von Klopp mittlerweile zu einer absoluten Urgewalt geformt – marschierte durch die Liga und sicherte sich nach dem Lockdown endlich die Meisterschaft, die angesichts des riesigen Vorsprungs schon lange vorher festgestanden hatte.
Im Gegensatz zur Durststrecke auf nationaler Ebene schaffte der LFC international schon vorher einige Erfolge. Und was für Titelgewinne das waren: 2001 holte Liverpool unter dem französischen Trainer Gerard Houllier den UEFA Pokal. In einem extrem spannenden und torreichen Finale besiegte das Team den spanischen Zweitligisten Deportivo Alaves im Dortmunder Westfalenstadion mit 5:4. Das Spiel wurde in der 117. Minute per Golden Goal entschieden, als der Spanier Geli eine Flanke von McAllister ins eigene Netz verlängerte.
Noch besser kam es für den Liverpool FC vier Jahre später. Im Endspiel um die Champions League lag der Verein zur Halbzeit gegen einen scheinbar übermächtigen AC Milan mit 0:3 zurück. Nach der Pause schaffte man binnen weniger Minuten den Ausgleich und siegte schlussendlich im Elfmeterschießen. Der spanische Trainer Rafael Benitez wurde in Liverpool zur Legende.
Der amtierende Coach Jürgen Klopp hat jetzt schon einen ähnlichen Status erreicht. Er formte ein schlagkräftiges Team mit dem spektakulären Angriffstrio Mohammed Salah, Roberto Firminho und Sadio Mane. Nachdem das Team 2018 im Endspiel um die Champions League an Real Madrid scheiterte, gelang 2019 endlich der große Coup. Auf dem Weg in beide Endspiele zeigte das Team immer wieder fantastische Leistungen, unter anderem gegen Manchester City und Bayern München. Alle legendären Spiele werden jedoch gekrönt vom Halbfinale gegen den FC Barcelona. In Katalonien verlor Liverpool mit 0:3. Doch im Rückspiel wuchs das Team über sich hinaus und fertigte die Mannschaft um Lionel Messi mit 4:0 ab.
(Fotos: AFP)