Trennung trotz Erfolg: Der rote Faden in der Trainerkarriere des Thomas Tuchel

Thomas Tuchel Chelsea

Der Name Thomas Tuchel steht im Weltfußball mittlerweile für Erfolg und ist dementsprechend begehrt. Mit Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain holte er nationale Titel, mit dem FC Chelsea gewann er die Champions League und die Klub-Weltmeisterschaft. Trotzdem musste der Trainer alle drei Spitzenteams vorzeitig verlassen. Auch sein Engagement in London ist nun beendet – so plötzlich wie unerwartet.

Noch vor Kurzem hatte sogar eine mögliche Vertragsverlängerung im Raum gestanden. Tuchel selbst bestätigte im August Gespräche mit den Verantwortlichen. Nach dem Verkauf des Klubs erwogen die neuen Besitzer offenbar einen Verbleib ihres Erfolgstrainers über 2024 hinaus. Immerhin hatte dieser in der ersten Jahreshälfte trotz aller Unwägbarkeiten an der Stamford Bridge ausgeharrt.

Stattdessen machte Chelsea nun gestern die Trennung öffentlich. Der durchwachsene Start in der Liga und die überraschende Pleite gegen Dinamo Zagreb in der Champions League haben wohl dazu geführt. Außerdem gehört auch zur Wahrheit, dass die Leistungen der Blues nach dem Königsklassentriumph nachgelassen haben. Besonders in der Defensive erreichte die Mannschaft nicht mehr das Niveau aus Tuchels Anfangszeit.

Trotzdem sorgte die Entlassung für Stirnrunzeln allenthalben. Schließlich war Chelsea in der vergangenen Premier-League-Spielzeit immerhin Dritter geworden und hatte in beiden nationalen Pokalwettbewerben das Finale erreicht. Außerdem wurde der Klub in diesem Sommer erst relativ spät auf dem Transfermarkt aktiv. Deshalb kamen diverse Verstärkungen erst, als die Saison bereits lief. Insofern verlief der Start mit 10 Punkten aus sechs Spielen keineswegs katastrophal. Der Tabellensechste hat lediglich fünf Zähler Rückstand auf die Spitze.

Doch Chelsea entschied sich trotzdem gegen den Übungsleiter. Die Begründung in der kurzen Klubmitteilung ist äußerst dürftig: 100 Tage nach der Übernahme durch die neuen Eigentümer sei die Zeit für Veränderung gekommen. Eine Entlassung zum Jubiläum – Tuchel wird sich bedanken.

Wie schon in Dortmund und Paris

Dem Geschassten ist diese Situation bereits bekannt: Er leistet gute Arbeit, gewinnt sogar Titel und muss sich trotzdem einen neuen Job suchen.

Borussia Dortmund verließ Tuchel 2017 als DFB-Pokalsieger. Für den BVB war es der erste große Titel seit der Klopp-Ära. Das Verhältnis zur Klubführung war jedoch zerrüttet und eine Trennung deshalb offenbar unvermeidlich.

Mit Paris Saint-Germain gewann Tuchel zwei französische Meisterschaften und mehrere nationale Pokale. Außerdem führte er das Diven-Ensemble 2020 ins Champions-League-Finale – ein bislang unerreichter Erfolg in der Geschichte des Katarklubs. Trotzdem musste er im Dezember desselben Jahres die Koffer packen.

Auch wenn Tuchel als schwieriger Charakter gilt, muss die Frage gestattet sein, warum Entscheidungsträger von internationalen Spitzenteams freiwillig auf einen Trainer verzichten, der nachweislich ein herausragender Fußballfachmann ist und auch noch Trophäen gewinnt.

Foto: AFP

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