Trainerentlassung in Stuttgart: Verständlich, aber irgendwie auch nicht

VFB Stuttgart Trainer Maskottchen

Nach fast drei Jahren und genau 100 Pflichtspielen ist Pellegrino Matarazzo nicht mehr Trainer des VfB Stuttgart. Der miserable Saisonstart mit neun sieglosen Partien wurde ihm zum Verhängnis. Trotzdem darf der Nutzen dieser Entlassung angezweifelt werden. Vor allem der Zeitpunkt sorgt für Verwunderung.

Zugegeben: Wenn eine Mannschaft nach neun Spielen einer Saison immer noch auf den ersten Sieg wartet, gehen die Argumente für einen Coach langsam aus. Der VfB hat die letzten drei Begegnungen verloren und ist derzeit Tabellenvorletzter. Der Austausch des Hauptübungsleiters ist da im Profifußball ein natürlicher Mechanismus.

Doch Matarazzo war in Stuttgart nicht irgendein Trainer, sondern der mit der längsten Amtszeit seit Armin Veh vor 14 Jahren. Mit ihm schaffte man den Aufstieg und zweimal den Klassenerhalt. Seine fachlichen und sozialen Kompetenzen sind im Ländle unumstritten. So jemanden will man eigentlich nicht vor die Tür setzen.

Das gilt besonders, weil der VfB bislang keinen so schlechten Eindruck hinterlassen hat. Vor allem die Defensive wirkte mit 14 Gegentoren durchaus konkurrenzfähig. In der Offensive haperte es zwar, doch den Schwaben fehlt auch oft schlicht das nötige Glück. In den neun Bundesligapartien spielte man fünfmal Unentschieden und verlor dreimal mit einem Tor Unterschied. Eine solche Bilanz hängt sicherlich auch mit der Unerfahrenheit der Mannschaft zusammen – der jüngsten in der gesamten Liga. Fraglich, ob ein neuer Trainer daran sofort etwas ändern kann.

Nach dem Spitzenreiter, vor dem Schlusslicht

Trotzdem entschieden sich die Verantwortlichen in Stuttgart gegen ihren Langzeitcoach – nach einer knappen 0:1-Niederlage gegen Union Berlin. Nun ist ein Duell mit dem Tabellenführer der Bundesliga eigentlich kein sonderlich guter Gradmesser für den Trainer eines Abstiegskandidaten. Die kommende Heimpartie gegen den Tabellenletzten aus Bochum wäre dagegen ein solcher gewesen. Doch Matarazzo blieb ein Endspiel verwehrt.

Ob sein Nachfolger bis Samstag einen größeren Einfluss auf die Mannschaftsleistung ausüben kann, darf bezweifelt werden. Vor allem weil der VfB bei der Entlassung noch keinen neuen Coach parat hatte. Viel Zeit bleibt nicht mehr.

Foto: AFP

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