Throwback Thursday: Als der deutsche Fußball in der Saison 2006/07 verrücktspielte

Die Spieler des FC Nürnberg feiern vor ihrer Fankurve

Wenn es zu jener Zeit in Deutschland einen Supercup gegeben hätte, wären dort nach der Saison 2006/07 der VfB Stuttgart und der 1. FC Nürnberg aufeinandergetroffen. Selten hat es in der Geschichte des nationalen Fußballs eine Kombination aus Meister und Pokalsieger gegeben, die so unerwartet kam.

Mit der Meisterschaft hatten vor der Saison 2006/07 wohl selbst die größten Optimisten in der Cannstatter Kurve nicht gerechnet. Zwar hatte Stuttgart in der Zeit nach der Jahrtausendwende eine der erfolgreichsten Phasen seiner Vereinsgeschichte durchlebt, doch in der vorherigen Spielzeit war man nur Neunter geworden, nachdem man Leistungsträger wie Aljaksandr Hleb, Kevin Kurányi und Philipp Lahm abgegeben hatte. Trainer Armin Veh und Manager Horst Heldt waren im Winter erst gekommen und krempelten die Mannschaft komplett um. Veh genoss als ursprüngliche Interimslösung zudem nicht gerade viel Vertrauen im Verein. Keine allzu guten Voraussetzungen eigentlich.

Auch während der Saison war in Stuttgart lange nicht an den Titel zu denken. Nach einem durchwachsenen Start erreichte die jüngste Mannschaft der Liga um Mario Gómez und Sami Khedira erst am siebten Spieltag die obere Hälfte der Tabelle. Später hielt sich der VfB zwar dauerhaft in der Spitzengruppe, aber die Tabellenführung sowie die Favoritenrollen hatten fast ausschließlich Schalke 04 und Werder Bremen inne.

Dann jedoch folgte ein schwäbischer Endspurt, der die beiden Konkurrenten auf die Plätze verwies. Der VfB gewann alle acht Bundesligaspiele zum Abschluss der Saison. Erst am 33. Spieltag eroberte man so die Tabellenführung und eine Woche später war die fünfte Meisterschaft der Vereinsgeschichte perfekt.

Der amtierende Doublegewinner Bayern München enttäuschte übrigens über weite Strecken und verpasste letztlich als Tabellenvierter die Champions-League-Qualifikation. Dass der Bundesliga-Torschützenkönig Theofanis Gekas hieß und vom starken Aufsteiger VfL Bochum kam, rundete die denkwürdige Spielzeit ab.

Der Weg des Pokalsiegers verlief holprig

Stuttgart hatte eine Woche nach der Meisterschaft sogar die Chance, die Bayern als Doublegewinner abzulösen, denn man hatte im DFB-Pokal das Endspiel erreicht. Hier traf man auf den Überraschungsfinalisten 1. FC Nürnberg unter Trainerlegende Hans Meyer.

Im Pokal war es zuvor ähnlich kurios zugegangen wie in der Bundesliga. Einige Favoriten hatten bereits früh die Segel streichen müssen. Werder Bremen verlor bereits in der ersten Runde gegen den Regionalligaaufsteiger FK Pirmasens. Schalke schied in der nächsten Runde gegen den Zweitligisten 1. FC Köln aus. Der Titelverteidiger aus München unterlag im folgenden Achtelfinale Alemannia Aachen auf dem Tivoli.

Nürnberg hatte sich auf dem Weg ins Finale mehrfach auch nur knapp durchgesetzt. Die Mannschaft um das slowakische Duo Marek Mintál und Róbert Vittek brauchte einmal die Verlängerung und sogar zweimal das Elfmeterschießen.

Auch in Berlin gegen den VfB musste die Verlängerung für die Entscheidung sorgen, nachdem es nach der regulären Spielzeit 2:2 gestanden hatte. Nürnberg hatte nach einem Platzverweis in der ersten Halbzeit gegen Cacau wegen einer Tätlichkeit lange in Überzahl gespielt. Den Siegtreffer zum 3:2-Endstand erzielte dann Jan Kristiansen – es war sein einziges Tor in 58 Pflichtspielen für den Glubb. Auf diese passende Weise endete eine verrückte Saison, die dank ihrer vielen Überraschungen in die Geschichte des deutschen Fußballs einging.

Titelbild: AFP

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