Selten schön, aber spannend: Im WM-Viertelfinale entscheiden am Ende die Nerven

Drei Fußballspieler und ein Torwart spielen vor dem Tor

Auf die mehrheitlich einseitigen Achtelfinalpartien folgten Viertelfinalduelle auf Augenhöhe. Sämtliche Begegnungen boten Spannung bis zur letzten Sekunde. Zwei Elfmeterschießen, zwei Überraschungen, eine Kartenflut und zahlreiche weitere Geschichten – aus sportlicher Sicht stellte die Runde der letzten Acht den schwer zu übertreffenden Höhepunkt dieser Weltmeisterschaft dar. Das bedeutet allerdings nicht, dass überall schöner Fußball gespielt wurde.

Kroatien und Marokko konnten technisch nicht mit ihren Gegnern mithalten und konzentrierten sich daher hauptsächlich auf die Defensivarbeit – wie schon im gesamten Turnier. Dass beide Mannschaften damit das Viertelfinale erreicht hatten, war schon beeindruckend. Dass sie nun im Halbfinale stehen, spricht für die fortwährende Gültigkeit einer alten Binsenweisheit: Auf dem internationalen Spitzenniveau kann man nur mit einer stabilen Abwehr weit kommen. Deswegen war für Deutschland auch nach der Gruppenphase Schluss.

Marokko blieb am Samstagnachmittag beim 1:0 gegen Portugal zum vierten Mal in fünf Partien ohne Gegentreffer. Nur einmal wurde der herausragende Torwart Bono bisher bezwungen: von seinem Mitspieler Nayef Aguerd. Als erste afrikanische Mannschaft überhaupt gehört Marokko zu den besten Vier der Welt.

Den Kroaten gelang dies nun schon zum zweiten Mal in Folge. Der Vizeweltmeister bezwang Topfavorit Brasilien am Freitagnachmittag mit 4:2 im Elfmeterschießen. Nach dem späten Ausgleich des Underdogs in der Verlängerung hatte es 1:1 gestanden. Wie auch bei Marokko steht der Erfolgsgarant zwischen den Pfosten: Dominik Livaković hatte Kroatien schon im Achtelfinale gerettet und tat das nun im Viertelfinale mit zahlreichen Glanzparaden erneut.

So viele Karten wie noch nie

Zwischendurch zog Argentinien am Freitagabend ebenfalls ins Halbfinale ein. Gegen die Niederlande verspielte die Albiceleste zwar eine 2:0-Führung, behielt im Elfmeterschießen aber die Nerven und gewann mit 4:3.

Die hitzige Begegnung wird besonders wegen des neuen WM-Kartenrekords in Erinnerung bleiben: Insgesamt 17-mal zeigte Schiedsrichter Mateu Lahoz Gelb – 15-mal erwischte es Spieler, zweimal argentinische Trainer. Außerdem flog Oranje-Flügelflitzer Denzel Dumfries im Elfmeterschießen mit Gelb-Rot vom Platz.

Tradition verpflichtet

Zum Abschluss am Samstagabend gewann Frankreich das ansehnlichste Viertelfinalspiel mit 2:1 gegen England. Dabei setzte sich das Elfmeter-Trauma der Three Lions fort – obwohl die Partie nach der regulären Spielzeit beendet war. Ihr Kapitän Harry Kane hatte zunächst per Strafstoß den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt, doch als er in der Schlussphase noch einmal die Gelegenheit dazu erhielt, jagte er den Ball über die Querlatte.

Foto: AFP

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