Von einem richtigen Protest und dem falschen Umgang damit

Spieler der deutschen Nationalmannschaft joggen zum Aufwärmen

Die beiden bisherigen Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in Katar standen im Zeichen des Protests für Menschenrechte im Gastgeberland. Zu den beiden Aktionen der Spieler vor Anpfiff gesellte sich allerdings ein Image-Video des DFB, das einmal mehr völlig fehl am Platz wirkt. Der Verband torpediert damit die Glaubwürdigkeit der eigenen Akteure und die Wirkungskraft ihres Unterfangens.

Man kann geteilter Meinung über einen Boykott der Weltmeisterschaft in Katar sein. Auf der einen Seite wirkt eine Teilnahme an dem Turnier aufgrund der vielen Toten auf den katarischen Baustellen geradezu schändlich. Auf der anderen Seite rät Amnesty International von einem Boykott ab, da er die Lage der Arbeiterinnen und Arbeiter in dem Land nicht verbessern würde. Stattdessen solle man die internationale Aufmerksamkeit, die das Turnier mit sich bringt, nutzen, um Druck auf Katar auszuüben.

Unter diesen Gesichtspunkten kann man darüber streiten, wie groß Einfluss und Wirkung solcher Protestaktionen sein können. Doch egal, wie man dazu oder zu einem Boykott steht, die beiden Aktionen der Nationalmannschaft stoßen zweifellos in die richtige Richtung. Auch wenn die Aussage hinter den umgedrehten Trikots vor dem Spiel gegen Rumänien erst erklärt werden musste, schmälert das nicht ihre Gültigkeit. Die bemalten Shirts vor dem Spiel gegen Island, die den Schriftzug „Humanrights” zeigten, waren außerdem so unmissverständlich wie wirkmächtig.

Menschenrechte als Image-Film

Doch mal wieder erlagen die Verantwortlichen beim DFB der Versuchung, ihr Marketing-Flaggschiff in absolut jeder Hinsicht auszuschlachten. So wurde ein kitschiges „Making of”-Video der Shirt-Bemalung hochgeladen, das mit seinen Hochglanzbildern und seiner aufdringlichen Musikauswahl einmal mehr Irritationen hervorruft. Das Video verschiebt die Aufmerksamkeit bei der Protestaktion von deren Anliegen auf die handelnden Personen. Das ist gerade bei so einem wichtigen Thema verwerflich und untergräbt die eigentliche Botschaft der Spieler.

Mal wieder hat sich der Verband mit seiner Geltungssucht keinen Gefallen getan. In der Öffentlichkeit wird nun über die Authentizität der Aktion diskutiert statt über die Aktion selbst. Es bleibt zu hoffen, dass auch beim DFB noch die vermeintlich selbstverständliche Erkenntnis reift, dass Menschenrechte nicht als Werbeplattform taugen.

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