Pokalsensation! Kiel kegelt die Bayern raus

Holstein Kiel Neuer (AFP)

Holstein Kiel hat die Sensation geschafft und den großen FC Bayern aus dem DFB Pokal geworfen. Die Zweitrunden-Partie im verschneiten Holstein-Stadion bot so ziemlich alles, was man sich von einem dramatischen Pokalabend wünscht. Nach dem Kieler Last-Minute-Ausgleich wurde das Spiel schließlich im Elfmeterschießen entschieden.

„Ich hätte es nicht unbedingt gebraucht“, erklärte ein zerknirschter aber komplett ehrlicher Hans-Dieter Flick nach dem Spiel im Interview mit Sportschau-Moderator Alexander Bommes. Symbolisch stand der Bayern-Trainer dick eingepackt mit Mütze und Mantel im Schneeregen, während der Sturm fast drohte, die Werbewand hinter ihm wegzupusten. Wie die Bayern reagieren werden und ihre bereits wochenlang offenkundigen Defensivprobleme in den Griff bekommen, vermochte der Übungsleiter verständlicherweise ad hoc zu beantworten.

Thomas Müller angefressen: „Was glauben Sie denn, wie die Stimmung war?“

Minuten vorher hatte Thomas Müller eine bemerkenswert offene Analyse geliefert. Der Angreifer lobte zwar die Kampfkraft des Gegners, befand aber, dass man aus Bayernsicht das Spiel eigentlich hätte gewinnen müssen. Gleichzeitig könne man sich auch nicht vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben. Seine Antwort auf die folgende Frage, wie denn jetzt die Stimmung in der Kabine gewesen sei, hat Potenzial, zum Youtube-Hit zu werden: „Was glauben Sie denn, wie die Stimmung war?“

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Tatsächlich waren die Bayern irregulär in Führung gegangen, denn bei Müllers Kopfball-Ablage stand Torschütze Gnabry eigentlich im Abseits (14.). Der Ausgleich des Zweitligisten fiel, wie in letzter Zeit so viele Tore gegen den FCB gefallen sind: Nach einem langen Ball aus der eigenen Abwehr. Kein Bayernverteidiger erreicht die Flanke und Fin Bartels erlief sie. Der Stürmer mit den ergrauten Schläfen, der lange in Diensten von Werder Bremen war, blieb cool und haute den Ball rein (37.).

In der zweiten Halbzeit brachte Leroy Sané die Bayern mit einem sehenswerten Freistoßtreffer erneut in Führung (48.). Doch wer glaubte, der Favorit würde das Spiel nun in den Griff bekommen und sicher nach Hause bringen, der irrte. Der Zweitligist aus Kiel gab nicht auf und legte bis zu allerletzt alles in jeden Zweikampf. Die letzte Flanke köpfte Kiels Kapitän Hauke Wahl in die Maschen (94.).

Der Gastgeber aus dem Norden hatte damit einen moralischen Vorteil, doch teilweise waren die Spieler körperlich sichtlich am Ende. Mehrere Kieler lagen in der Verlängerung mit Krämpfen auf dem Boden. Für die Bayern gab es noch einige aussichtsreiche Strafraum-Situationen, doch die leidenschaftlichen Holsteiner warfen sich in jeden Ball.

Holsteiner wollten „einfach jeden Elfmeter reinhauen“

Im Elfmeterschießen hätte man den Bayern aufgrund der internationalen Erfahrung sowie des Welttorhüters im eigenen Kasten ebenfalls einen Vorteil einräumen können. Doch eine Kamerafahrt über die im Mittelkreis wartenden Kieler verblüffte: Mehrere Spieler hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Wie Bartels nach dem Sieg erklärte, habe man sich einfach gefreut, überhaupt so weit gekommen zu sein und sich vorgenommen, „einfach jeden reinzuhauen“.

Gesagt, getan: Obwohl die ersten fünf Schüsse der Bayern unhaltbar gut geschossen waren, legten die Kieler immer wieder nach. Bayerns Weltklassekeeper Manuel Neuer fehlte zudem das Glück, einmal eine Ecke richtig zu erahnen. Der eingewechselte Marc Rocca, dessen Transfer zu Bayern nicht unumstritten ist, scheiterte schließlich an Holsteins Ioannis Gelios. Fin Bartels blieb anschließend souverän und schoss Holstein in die nächste Runde. Der Sieg gegen die Bayern ist mit großer Sicherheit das Karrierehighlight für jeden Kieler.

(Foto: AFP)

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