Nagelsmann und Weinzierl: Das Trainer-Karussell dreht sich weiter
Julian Nagelsmann wechselt wahrscheinlich zum FC Bayern, der FC Augsburg probiert es nochmal mit Markus Weinzierl. Das Trainer-Karussell der Bundesliga startet die nächste Runde und beide Personalia gilt es zu besprechen.
So viel Staub, wie bei Hansi Flicks Ankündigung, den FC Bayern verlassen zu wollen, hat in dieser Saison kein anderes Thema aufgewirbelt. Dass Flick wahrscheinlich neuer Bundestrainer wird, ist ein offenes Geheimnis. Nun lässt sich langsam die Nachfolge beim Rekordmeister absehen: Trainer-Shootingstar Julian Nagelsmann soll es sein.
Es ist der neuste Domino-Stein, der in dem großen Trainer-Karussell der Fußball-Bundesliga fällt. Über das Phänomen, dass Trainer mittlerweile kaum noch Identifikation für ihren Verein zu empfinden scheinen, sondern vermehrt zu erfolgreichen „Ich-AGs“ mutieren, die stets den Blick auf die nächstbessere Station richten, ist schon viel gesprochen worden. Man muss sich offenbar vorerst damit abfinden. Gleichwohl würde ein Trainer, der diese neue Gesetzesmäßigkeit durchbricht, großen Applaus ernten und vielen nostalgischen Fußballfans ein Wohlgefühl zurückbringen. Die Beständigkeit ist vielleicht der wichtigste Grund für die hohe Popularität von Freiburgs kauzigem Christian Streich.
Da Nagelsmann bei Leipzig noch zwei Jahre Vertragslaufzeit hat, würde sein Wechsel den FC Bayern wohl 25 bis 30 Millionen Euro kosten. Adi Hütters jüngst aufgestellter Rekord für den teuersten Trainer-Transfer (7,5 Millionen Euro) wirkt dagegen geradezu mickrig. Für den FC Bayern wäre es in jedem Fall ein Vorstoß zu neuen Ufern. War dem Verein bisher stets ein familiäres Image, eine gewisse ur-bayerische Gemütlichkeit wichtig, gilt Nagelsmann als Aushängeschild der „neuen Fußballwelt“. Ein Laptop-Trainer von der Akademie, ein Technokrat, ein Pragmatiker.
Weinzierl kehrt zurück nach Augsburg
Währenddessen wird in Augsburg zwei Schritte zurück gegangen. Der FCA droht auf den letzten Metern doch noch in Abstiegsnöte zu geraten, weshalb Manager Stefan Reuter seinen langjährigen Weggefährten Heiko Herrlich vor die Tür gesetzt hat. Man probiert es in den letzten drei Spielen mit einem alten Bekannten. Markus Weinzierl hat Augsburg vor einigen Jahren nach einer erfolgreichen gemeinsamen Zeit verlassen, weil der FC Schalke rief und Weinzierl den „nächsten Schritt“ gehen wollte.
Mit den Königsblauen Champions League spielen, höher im Spielerregal zugreifen, richtig Karriere machen. Das war damals die Perspektive, der Weinzierl glaubte, entgegenzusehen. Nach einer Saison mit unerfüllten Erwartungen trennte sich S04 vom Übungsleiter und seither war es still um ihn geworden.
Wie ein Sänger, der seine erfolgreiche Band verlassen hatte, weil er mit einer Solo-Karriere die großen Hits landen wollte, kommt Weinzierl nun zurück und versucht, noch einige gute Platten aufzunehmen, bevor die Laufbahn komplett vor die Wand gefahren ist. Dies soll nicht falsch verstanden werden: Oft genug gibt es sicherlich nachvollziehbare Motive für Veränderungen der eigenen Situation. Aber nicht immer ist der nächstgrößere Dampfer der sichere.
(Foto: RB Leipzig)