Magath neuer Hertha-Trainer: Ein Akt der Verzweiflung
Nach der Entlassung von Tayfun Korkut präsentierte die Berliner Hertha schnell dessen Nachfolger: Fast zehn Jahre nach seinem letzten Engagement in der Bundesliga ist Felix Magath tatsächlich wieder Trainer eines deutschen Vereins. Für die alte Dame in Abstiegsnot stellt seine Verpflichtung den letzten Strohhalm dar.
Die fünfte Niederlage in Folge war dann doch eine zu viel für Korkut. Seit seinem Amtsantritt vor dreieinhalb Monaten hatte der entlassene Hertha-Trainer mit seiner Mannschaft nur 0,69 Punkte pro Partie geholt. Im aktuellen Kalenderjahr ist der Hauptstadtklub als einziger Bundesligist noch sieglos und steht mittlerweile auf einem direkten Abstiegsplatz. Die Trennung war letztlich alternativlos.
Bei der Sensationsmeldung am Sonntagabend rieb sich Fußballdeutschland dann allerdings verwundert die Augen: Nachfolger soll wirklich Felix Magath werden? Derselbe, der vor etwa einem Jahrzehnt auf Schalke einen 36-Mann-Kader zusammenstellte und seitdem keinen deutschen Verein mehr trainiert hat? Ohne Magaths Meriten schmälern zu wollen: Diese Lösung wirkt nicht gerade zeitgemäß und eher wie ein Akt der Verzweiflung. In jedem Fall geht Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic mit der Verpflichtung ein großes Risiko ein, nachdem er mit Korkut schon danebengelegen hat.
Es ist allerdings auch offensichtlich, was Bobic zu diesem Wagnis bewogen hat: Magath ist ein charismatischer Trainer, der dafür bekannt ist, auf Disziplin und Fitness besonderen Wert zu legen – Tugenden, die im Abstiegskampf durchaus gefragt sind.
In Charlottenburg weht jetzt ein anderer Wind
Außerdem muss der 68-Jährige niemandem mehr etwas beweisen: Magath ist nach wie vor der einzige Bundesligatrainer, der das Double erfolgreich verteidigen konnte. Er führte den VfL Wolfsburg 2009 zur letzten Meisterschaft, die nicht nach München oder Dortmund ging. Sein Platz in der deutschen Fußballgeschichte ist ihm sicher.
Da Magaths Vertrag nur bis zum Saisonende läuft, dürfte er keinerlei Hemmungen haben, die Mannschaft hart anzufassen. In Charlottenburg brechen jetzt andere Zeiten an. Für Spieler mit der falschen Arbeitseinstellung in der aktuellen Krisensituation ist das keine gute Nachricht, für die Hertha hingegen schon.
Bild: Hertha BSC Berlin