Lewandowski wird Fußballer des Jahres – ein Porträt
Robert Lewandowski vom FC Bayern München ist zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt worden. Bei der Wahl setzte sich der Pole klar vor seinen Mannschaftskameraden Thomas Müller und Joshua Kimmich durch. Nach dem vielleicht besten Jahr seiner Karriere kommt die Wahl nicht wirklich überraschend.
Lewandowski kann mit Fug und Recht als der Bundesliga-Stürmer des vergangenen Jahrzehnts bezeichnet werden, wenn nicht sogar als der beste Fußballer, den die Liga insgesamt in der zurückliegenden Dekade gesehen hat.
Oftmals wurde er als das „Komplettpaket“ beschrieben. Ein Stürmer, der brandgefährlich im Strafraum ist und Flanken mit jedem beliebigen Körperteil verwerten kann – Hauptsache, der Ball zappelt anschließend im Netz. Gleichzeitig hat Lewandowski eine unvergleichliche Technik. Kaum ein Stürmer nimmt den Ball so sauber an und mit. Seine körperliche Robustheit verschafft ihm dabei immense Vorteile im Zweikampf mit den härtesten Verteidigern. Nicht zuletzt verfügt er auch über eine überragende Übersicht, lässt sich deshalb oftmals fallen, schickt durchstartende Flügelspieler steil oder baut sogar einen Angriff selbst auf, den er schlussendlich selbst abschließt – meist erfolgreich.
Klare Nummer 1 im Dortmunder Sturm
Als Lewandowski 2010 zu Borussia Dortmund wechselte musste er sich zunächst – auch verletzungsbedingt im BVB-Sturm hinter Lucas Barrios einreihen. Mit acht Treffern trug er dennoch bereits in seiner Debütsaison zur Meisterschaft bei und ließ seine überragenden Fähigkeiten aufblitzen. Aber der Folgesaison war er die klare Nummer 1 im Angriff der Schwarz-Gelben und schien zu Jürgen Klopps Spielsystem zu passen wie der sprichhwörtliche Topf auf den Deckel. Am Ende stand das Double.
Seither schloss er nur noch eine einzige Bundesliga-Saison mit weniger als 20 Treffern ab (17 Treffer in der Saison 2014/15). In der ewigen Torschützenliste der Bundesliga stehen nur noch Gerd Müller und Klaus Fischer vor ihm – und dass, obwohl Lewandowski kein reiner Abstauber, sondern ein mannschaftsdienlicher Spieler ist.
Trotz seiner konstant überdurchschnittlichen Leistungen und seiner geradezu eingebauten Erfolgsgarantie war Lewandowski weder in Dortmund noch in München, wohin er 2014 wechselte, der unangefochtene Publikumsliebling. Der Pole wirkt immer leicht unterkühlt, seine Jubelgeste etwas gestelzt, seine Karriere am Reißbrett aufgezeichnet. Anders als bei Mario Götze, dessen Wechsel nach München einen Sturm der Entrüstung auslöste, war im Falle Lewandowski kaum jemand überrascht über den Transfer.
Eiserne Disziplin fordert er auch von anderen
Aber spricht das gegen ihn? Lewandowski scheint seine Karriere mit einem untypischen Pragmatismus anzugehen. Küsse auf das Vereinsemblem vermisst man bei ihm ebenso wie unauthentische Treueschwüre. Der Pole will den maximalen Erfolg. Dem scheint er alles unterzuordnen und so hart zu trainieren, wie kaum ein zweiter. Während andere Offensivspieler mit 30 Jahren bereits am Ende ihrer Karriere stehen, wird Lewandowski scheinbar immer besser.
Die eiserne Disziplin, die er an den Tag legt, fordert er auch von seinen Mitspielern und macht sich damit nicht immer Freunde. Scheidet sein Nationalteam bei einer Weltmeisterschaft in der Vorrunde aus, spricht er seinen Mannschaftskameraden schonmal die Qualität ab. Wird er nicht Torschützenkönig, macht er seinen Kollegen mitunter den Vorwurf, ihn nicht genug unterstützt zu haben. Sieht er die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr, fordert er öffentlich Verstärkungen ein oder lehnt sich noch weiter aus dem Fenster und kokettiert mit einem Wechsel zu Real Madrid, der nie stattfindet.
Als das Champions League Finale in Lissabon abgepfiffen wurde, sah man Lewandowski so emotional, wie selten. Mit geballten Köpfen presste er das Gesicht in den Rasen wie jemand, der endlich erreicht hat, worauf er bereits sein ganzes Leben hingearbeitet hat. Kicker-freunde.de gratuliert Robert Lewandowski zu einer überragenden Saison und zu einer verdienten Wahl zu Deutschlands Fußballers des Jahres.
(Fotos: AFP)