„Auf das richtige Mindset kommt es an“ – Interview mit Fußball Freestyler Luis Finck
Die Freestyle-Community wächst stetig. Auf deutschen und internationalen Meisterschaften stellen Sportler Unfassbares mit einem Fußball an. Die teils artistischen Kunststücke werden auch zunehmend beliebt als Show-Act. Kicker-freunde.de unterhielt sich mit Luis Finck, einem hoch talentierten Nachwuchs-Freestyler.
Luis Finck ist ein begabter Fußballer. Doch anstatt im 11-gegen-11 hat der 19-jährige Auszubildende seine Bestimmung im Freestyle gefunden. Auf seinem Instagram-Kanal luis_f.s_ zeigt er einer wachsenden Community regelmäßig atemberaubende Tricks.
Weil er sich als 13-Jähriger mal das Bein gebrochen hatte und mit dem regulären Training pausieren musste, suchte er eine andere Beschäftigung und entdeckte Freestyle. Schnell beherrschte er Übungen, bei denen sich Otto-Normal-Kicker regelmäßig die Beine brechen würde. Nach einer längeren Pause hat ihn in diesem Jahr der Ehrgeiz gepackt und so hat Luis die Deutsche Meisterschaft als Ziel fest vor Augen. Das und vieles mehr erzählte der sympathische Athlet im Interview mit Kicker-Freunde.
Luis, für einen gewöhnlichen Kicker sieht das, was du auf Social Media zeigst, schlicht unerreichbar aus. Muss man mit überdurchschnittlichem Talent gesegnet sein, damit es sich überhaupt lohnt, mit Freestyle anzufangen?
Ich würde nicht behaupten, dass jeder Mensch jeden Trick schaffen kann. Man muss schon ein bisschen Fußball spielen können. Viel wichtiger als Talent finde ich aber Training und das richtige Mindset. Man muss immer ein bisschen mehr machen, insbesondere an Tagen, an denen einem vielleicht eher nach chillen und Konsolespielen zumute ist. In guter Form trainiere ich ein bis zwei Stunden täglich.
Gibt es Übungen, die sich gut eignen, um einen Anfang zu finden?
Es macht natürlich Sinn, mit den einfachsten Tricks anzufangen. Wenn man dann ein Erfolgserlebnis hat, dann motiviert das, weiter zu machen. Ein typischer Einstieg ist daher der „Around the World“. Den würde ich auch jedem Anfänger empfehlen. Dann kann man mit dem „Neck Stall“ weitermachen, also den Ball auf dem Nacken balancieren.
Was benötigst du denn für dein Training?
Für unseren Sport gibt es spezielle Schuhe, ansonsten brauche ich nicht viel – abgesehen natürlich von einem Ball. Es gibt professionelle Freestyler, die können es sich leisten, für ihr Training eine Halle zu mieten. Ich trainiere meist in meiner Garage, da habe ich Licht und bin vor Wind und Wetter geschützt. Auch im Garten verbringe ich viel Zeit. Wenn ich für ein Video mal ein Tor brauche, dann erlaubt mir mein Heimatverein zum Glück, den Platz zu nutzen.
Den Around the World zeigst du ja auf deinen Kanälen in verschiedenen Variationen und gerne mal mit beiden Beinen.
Richtig, den kombiniert man dann, wenn man fortgeschritten ist.
Eines deiner Insta-Videos zeigt dich, wie du an der Mittellinie eines Kunstrasenplatzes jonglierst, dich irgendwann umdrehst, schießt und tatsächlich die Latte des Tores triffst. Hand aufs Herz: Das machst du nicht mal eben aus dem Stehgreif, oder?
Nein, das Video war auch kein First Take (lacht). Die Tricks am Anfang klappen in der Regel schon. Aber von der Mittellinie die Latte zu treffen, gelingt mir längst nicht immer. Ähnlich verhält sich das mit dem Video, in dem ich von der Torauslinie per Rabona ins Tor treffe.
Hast du einen Lieblingstrick?
Naja, eine Kombination, die ich mir selbst ausgedacht habe, mag ich sehr gerne. Aber die hat keinen Namen und ist recht schwer zu erklären. Am besten zeige ich sie dir.
Was sind denn für dich sportliche Herausforderungen? Gibt es einen Skill, an dem du aktuell arbeitest?
Allerdings. Momentan trainiere ich den dreifachen Around the World. Ich habe ihn einmal geschafft. Aber einmal schaffen bedeutet natürlich nicht, dass man diese Hürde abhakt und zur nächsten Übung übergeht. Es geht weiter, bis die Sache wirklich komplett sitzt.
Und wie ist es allgemein mit deinen Zielen?
Meinen Instagram-Account pflege ich ja erst seit etwa zwei Monaten regelmäßig. Hier möchte ich weiter Reichweite generieren und bekannter werden. Ich wurde auch schon für ein paar Auftritte gebucht, das darf ruhig mehr werden.
Außerdem arbeite ich auf die deutsche Meisterschaft hin. Die letzte hat im Oktober erst stattgefunden und ich habe in diesem Jahr noch kein Bewerbungsvideo eingesendet, weil ich dachte, ich bin noch nicht lang genug dabei. Als ich allerdings ein paar Szenen von dem Turnier gesehen habe, hatte ich dann doch das Gefühl, dass ich zumindest mithalten könnte. Daher möchte ich nun 2022 dabei sein.
Wie läuft so eine Meisterschaft ab?
In der Regel ist das ein Ausscheidungsturnier, bei dem sich immer zwei Kontrahenten battlen. Jeder hat abwechselnd dreimal 30 Sekunden Zeit, um eine Performance zu zeigen. Drei Juroren bewerten bei jedem Durchgang, welche besser, spektakulärer und technisch sauberer war und ermitteln so den Gewinner.
Glaubst du, dass sich Freestyle in den kommenden Jahren weiter professionalisieren wird?
Ich habe den Eindruck, dass es immer größer wird. Es gibt ja jetzt bereits nach der deutschen Meisterschaft schon internationale Wettbewerbe. Auch durch verschiedene enorm populäre Freestyler wie die Fragerlibrothers oder Boyka Ortiz wird unser Sport in der Öffentlichkeit immer anerkannter.