Fußballbücher #1: „Die 100 besten Spiele aller Zeiten“
In unserer neuen Serie „Fußballbücher“ stellen wir euch literarische Machwerke rund um unseren Lieblingssport vor. Ob Spieler, Funktionäre oder Journalisten – viel ist bereits über den Fußball geschrieben worden. Einige der Ergebnisse können sich sehen lassen, unterhalten und informieren. Andere Erzeugnisse hätten es besser nie zwischen zwei Buchdeckel geschafft. Den Anfang macht „Die 100 besten Spiele aller Zeiten“ aus dem Hause 11 Freunde.
Tim Jürgens und Philipp Köster bilden die Chefredaktion des beliebten Fußballmagazins 11 Freunde. Die Idee, dass zwei waschechte, des Schreibens mächtige Fußball-Nerds ihre „Top 100“ an Fußballspielen aufstellen und die Geschichten der einzelnen Partien in gewohnt launiger Manier nacherzählen, ist so naheliegend wie genial. Herausgekommen ist ein Werk zum Schmökern. Wahlweise tut das Buch am Badesee, an einem verregneten Sonntag, im Badezimmer oder in der Straßenbahn seine Dienste.
Das Buch erschien erstmals 2011 und wird in unregelmäßigen Abständen aktualisiert sowie mit neuen Spielen versehen. Ich selbst besitze die erweiterte Ausgabe von 2014, in die zwei gewisse Begegnungen von einem Turnier in Brasilien eingeflossen sind.
Ein Kunststück, alle Generationen zufrieden zu stellen
In einer Art Prolog sind einige Gastbeiträge zu finden, in denen eine Handvoll Prominente jeweils in einem kurzen Absatz ihr wichtigstes Fußballspiel aller Zeiten vorstellen. Ratet mal, welche Partie der heutige Manager der Nationalmannschaft Oliver Bierhoff sich ausgesucht hat!
Dann folgt der Hauptteil. Mit Platz 1 angefangen, gibt es einen „Count up“. Zu jedem Spiel gibt es eine Doppelseite mit Basisdaten, Headline und Bild sowie eine Doppelseite mit einer kurzen Nacherzählung. Diese sind im bekannten, kurzweiligen 11-Freunde-Stil geschrieben und machen mehrheitlich richtig Spaß. Dass eine derartige Auswahl höchst subjektiv ist, versteht sich von selbst.
Nach über 100 Jahren dokumentiertem Fußball ist es darüber hinaus nicht leicht, relevant und unterhaltsam für alle Generationen gleichermaßen zu sein. Die wenigsten der jüngeren Semester interessiert es, dass Deutschland anno 1912 mal 16:0 gegen Russland gewonnen hat. Einige Leser, die in den 70er Jahren die Bundesliga verfolgt haben, reagieren hingegen vielleicht allergisch auf den „modernen Fußball“.
Spielauswahl ist ausgewogen und originell
Mit Jahrgang 1984 gehöre ich zur Folgegeneration der Autoren. Ich finde die Auswahl der Spiele nicht nur ausgewogen, sondern auch originell. Das bedeutet: Man erfährt auch mal neues beziehungsweise wird an fast vergessenes erinnert. Das Wunder von Bern wurde zur Genüge erzählt, auch das Tor von Wembley kennt jedes Kind. Aber wer weiß, dass Kickers Offenbach Mitte der 90er ein dramatisches Finale gegen Memmingen hatte, das wegen eines Stromausfalls wiederholt werden musste? Erinnert sich jemand an die 2002er Mannschaft von Bayer Leverkusen, die mit fantastischem Fußball ins Champions-League-Finale stürmte? Oder an ein magisches Vorrundenspiel zwischen den Niederlanden und Tschechien bei der EM 2004?
Das Buch „Die 100 besten Spiele aller Zeiten“ teleportiert den Leser an verschiedene Sternstunden des Fußballs zurück und ist daher ein Nachschlagewerk für alle Freunde des Sports.