Elfmeterentscheidung in Bremen: Eine Geschichte des erneuten VARsagens
Auch in der mittlerweile fünften Bundesligasaison produziert der VAR noch immer regelmäßig Skandalentscheidungen. Der Elfmeter für Bremen gegen Schalke war mal wieder eine solche. Das Fehlurteil gibt erneut Anlass, den Videobeweis in seiner aktuellen Form zu überdenken.
Eigentlich hatte das Spiel von Schalke 04 bei Werder Bremen wahrlich genug zu bieten. Es war das erste Duell der beiden strauchelnden Traditionsteams in der zweiten Liga. Bei Werder saß erstmals Interimstrainer Danijel Zenkovic auf der Bank, nachdem Markus Anfang aufgrund eines mutmaßlich gefälschten Impfpasses zurückgetreten war. Und dann traf Simon Terodde nach 482 torlosen Minuten endlich wieder. Mit einem Flugkopfball zur Schalker Führung erzielte er sein 154. Tor in der zweiten Liga und wurde so zum Rekordtorschützen im Unterhaus.
Trotzdem wurde nach dem Abpfiff fast ausschließlich über den Videobeweis gesprochen. Spät in der Nachspielzeit hatte Bremen einen Elfmeter zugesprochen bekommen, den Niclas Füllkrug zum 1:1-Endstand verwandelte. Zuvor war Roger Assalé im Strafraum zu Fall gekommen. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte zunächst weiterlaufen lassen, nach Intervention des Video-Assistenten Christian Dingert die Szene aber noch einmal angeschaut und auf Elfmeter entschieden.
Dabei handelte es sich um eine krasse Fehlentscheidung. Der minimale Kontakt mit Henning Matriciani war keinesfalls ursächlich für den Fall Assalés. Zudem spielte der Bremer den Ball bei der Annahme eindeutig mit dem Arm.
Zweimal falsch ergibt nicht einmal richtig
In seiner Gesamtheit wirkt der Vorgang tatsächlich skandalös. Dass Stieler überhaupt vom VAR aufgefordert wurde, sich die Szene noch einmal anzuschauen, war schon unangemessen, denn eine offensichtliche Fehlentscheidung hatte definitiv nicht stattgefunden. Dass der Schiedsrichter dann aber nach dem Videostudium tatsächlich auf Elfmeter entschied, ist unbegreiflich.
Es ist das elementare Problem des Videobeweises: Vor seiner Einführung konnte man Fehlentscheidungen immer damit erklären, dass das Geschehen für den Schiedsrichter in Realgeschwindigkeit schwer zu bewerten war. Das war zwar auch meistens unbefriedigend, aber eben menschlich. Nun jedoch muss man bei solchen unerklärlichen Irrtümern ernsthaft an der Urteilsfähigkeit oder der Unparteilichkeit der Schiedsrichter zweifeln. So sorgt der VAR, der den Fußball eigentlich gerechter machen soll, für einen Vertrauensverlust. In seiner jetzigen Form hat der Videobeweis jedenfalls grundlegenden Reformbedarf.