DFB-Frauen bei der EM: Bittere Finalniederlage gegen England
Vor dem Anpfiff in Wembley hatte die deutsche Auswahl noch nie ein EM-Finale verloren, die englische noch nie eins gewonnen. Nach 120 intensiven Minuten waren beide Serien gerissen und die Gastgeberinnen feierten die Heimkehr des Fußballs. Die tragische Figur aufseiten des DFB-Teams stand im Endspiel gar nicht auf dem Platz.
Wenige Minuten vor dem Anstoß kam die Hiobsbotschaft, dass Alexandra Popp mit muskulären Problemen passen musste – das nächste Kapitel in ihrer schier endlosen Verletzungsgeschichte. Der deutschen Auswahl fehlte damit nicht nur ihre Kapitänin, sondern auch ihre erfolgreichste Torschützin. Es war eine spielentscheidende Wendung, bevor das Finale überhaupt begonnen hatte. Stellvertreterin Lea Schüller blieb bei ihrer Rückkehr nach überstandener Corona-Infektion blass und auch sonst konnte niemand Popps Präsenz im Zentrum ersetzen.
Die erste Halbzeit ist recht schnell erzählt: In einem harten, aber nicht überharten Duell kamen beide Teams zu guten, aber nicht zwingenden Torgelegenheiten. Insgesamt hinterließen die Three Lionesses den etwas besseren Eindruck. Das DFB-Team hätte allerdings einen Handelfmeter bekommen müssen, der trotz VAR-Überprüfung nicht gegeben wurde (25.).
Verpasste Chance nach dem Ausgleich
Nach der Pause übernahmen die DFB-Frauen zunächst die Spielkontrolle und tauchten mehrfach gefährlich im gegnerischen Strafraum auf. Das erste Tor fiel dann aber auf der anderen Seite. Der deutsche Abwehrverbund wurde von Keira Walsh mit einem langen Ball überspielt und die eingewechselte Ella Toone vollendete mit einem sehenswerten Heber (62.).
Das DFB-Team war um eine schnelle Antwort bemüht. Besonders Lina Magull übernahm nun Verantwortung und suchte ihre Abschlüsse. Bei einem Pfostentreffer hatte sie noch Pech (66.), doch danach zielte sie besser. Am Ende eines schönen Spielzugs hielt Magull den Fuß in eine Hereingabe von Tabea Waßmuth und traf unter die Latte (79.).
Der Ausgleich war ein echter Wirkungstreffer. Letztlich war es wohl der entscheidende Fehler der deutschen Auswahl, das Taumeln der Gastgeberinnen in dieser Phase nicht besser ausgenutzt zu haben. So endete die reguläre Spielzeit mit einem 1:1-Unentschieden.
Football’s coming home
Die Verlängerung begann schleppend, doch dann hatte Chloe Kelly ihren großen Auftritt. In dem Gewühl nach einem Eckball stocherte die Einwechselspielerin den Ball über die Linie (110.). In der Folge lieferten die Engländerinnen Argumente für die Einführung einer effektiven Spielzeit im Fußballsport. Das DFB-Team versuchte alles, konnte die 1:2-Niederlage aber nicht mehr verhindern.
Fast auf den Tag genau 56 Jahre nachdem die Herren im ursprünglichen Wembley Stadium Weltmeister wurden, triumphierte erneut ein englisches Nationalteam bei einem großen Turnier – und das an gleicher Stelle. Nationaltrainerin Sarina Wiegman verteidigte außerdem erfolgreich ihren Europameistertitel von 2017 mit den Niederlanden.
Foto: AFP