Dem Jugendwahn zum Trotz: Eine Ode an die Oldies
Entgegen dem allgemeinen Jugendtrend zeigen aktuell einige Stars im höheren Fußballeralter, dass sie noch immer den Unterschied ausmachen können. Ihre Qualitäten sind von den Nachwuchshoffnungen auch weiterhin kaum zu ersetzen.
Die Altersentwicklung im modernen Fußball scheint eigentlich nur eine Richtung zu kennen: Immer jünger. Selbst in den hochkarätig besetzten Kadern der Spitzenteams steigen mittlerweile in schöner Regelmäßigkeit Nachwuchstalente zu Leistungsträgern auf. Bei der Weltmeisterschaft 2018 schoss der damals 19-jährige Kylian Mbappé Frankreich mit vier Toren zum Titel. Beim FC Barcelona der Post-Messi-Ära sind die beiden 18-jährigen Ansu Fati und Pedri schon jetzt die Hoffnungsträger eines Weltklubs. In der Bundesliga gehören die ebenfalls 18-jährigen Jude Bellingham, Jamal Musiala und
Florian Wirtz zu den aufregendsten Akteuren. Die Stars von morgen schon heute sozusagen.
Der Grund für dieses Phänomen ist leicht festzustellen. Verbesserte Scouting- und Ausbildungssysteme führen dazu, dass junge Spieler früher im Seniorenbereich Fuß fassen können. Die Youngster sind heute körperlich weiter, mental gefestigter und taktisch besser geschult. Dadurch können sie häufiger mit gestandenen Profis konkurrieren.
Junggebliebene Ältergewordene machen auf sich aufmerksam
Diese Entwicklung hat natürlich grundsätzlich auch weiterhin Bestand, doch in letzter Zeit konnten einige ältere Semester ebenfalls mit ihren Leistungen herausstechen. Bei der Europameisterschaft führten die beiden Veteranen Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini das junge italienische Team bis zum Finaltriumph. Die 34 und 37 Jahre alten Innenverteidiger zeigten, dass sie mit ihrer Routine und ihrem blinden Verständnis noch immer so manchen Offensivstar abkochen können.
Der 36-jährige Cristiano Ronaldo erzielte bei seinem Premier-League-Comeback für Manchester United direkt zwei Tore und ließ damit das Old Trafford erbeben. Drei Tage später traf er in der Champions League erneut. Zudem scheint er mit seiner Mentalität und Arbeitseinstellung auch einen positiven Einfluss auf das gesamte Team zu haben.
Zu guter Letzt feierte Zlatan Ibrahimović am Wochenende nach viermonatiger Zwangspause wegen einer Knieblessur sein Comeback für den AC Mailand und brauchte nach seiner Einwechslung nur sieben Minuten für seinen ersten Treffer. Der 39-Jährige trotzt schon seit einer halben Ewigkeit dem Alterungsprozess und kommt auch nach Verletzungen immer wieder stark zurück.
Noch haben die jüngeren Generationen also nicht komplett das Ruder übernommen. Eine weitere Deutung ist, dass trotz des anhaltenden Jugendwahns auch die Qualitäten des höheren Alters weiterhin gefragt sein werden.
Titelbild: AFP