Corona-Bilanz: Wie verkrafteten die Teams Lockdown und Restart? #3

Julian Nagelsmann in Nahaufnahme mit Corona-Maske

In den ersten beiden Teilen unseres großen Rückblicks haben wir beleuchtet, wie die Bundesliga-Teams mit Hygiene-Vorschriften umgegangen sind und mit welchem Leistungsstand sie aus dem Lockdown kamen. Im dritten und letzten Teil schauen wir uns wirtschaftliche Auswirkungen an.

Die Corona-Krise hat so einigen Unternehmen große Probleme bereitet und sogar zu Insolvenzen geführt. Fußballclubs, das ist allgemein bekannt, sind ebenfalls Wirtschaftsunternehmen mit einer festen Kalkulation bezüglich Einkünfte und Ausgaben. Doch durch die Stilllegung des Spielbetriebs ab Mitte März fielen die Einkünfte schlagartig weg.

Als stärkster Fürsprecher für eine möglichst schnelle Wiederaufnahme profilierte sich rasch Hans-Joachim Watzke. Der BVB-Geschäftsführer machte keinen Hehl daraus, dass es Verbindlichkeiten zu bedienen gebe und wenn schon durch Ticketverkäufe keine Einnahmen zu generieren seien, dann brauche man wenigstens die Fernsehgelder. Das stieß nicht überall auf Gegenliebe. Der arg betriebswirtschaftlich geprägte Sprech, in den auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge einstimmte, wurde von Kritikern als unsolidarisch empfunden. Es entstand eine Diskussion um den anscheinend immer höheren Stellenwert des Profits im Profifußball.

Schalke 04 offenbar am stärksten getroffen

Auch Eintracht Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann wurde nachdenklich. In einem Fernsehinterview erklärte er: „Ich glaube nicht, dass die Gehälter und Ablösesummen, die im Profifußball gezahlt werden, den Fans noch lange zu vermitteln sind.“ In der Tat wurde immer häufiger hinterfragt, ob es vernünftig ist, dass Vereine mit erwarteten Einnahmen des kommenden Jahres wirtschaften.

Wozu dies führen kann, bekam offenbar Schalke 04 am stärksten zu spüren. Im Juni geriet der vermeintliche Malocher-Klub stark in die Kritik, als 24 Busfahrer entlassen wurden. Hinzu kamen für S04 die hygienischen Defizite, die im Schlachterbetrieb des mittlerweile zurückgetretenen Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies zutage traten. Tönnies hatte Schalke in der Vergangenheit immer wieder finanziell unterstützt. Das Resultat aus alledem: Königsblau will eine Gehalts-Obergrenze einführen, die angeblich bei 2,5 Millionen Euro pro Jahr liegen soll. Damit dürfte es in Zukunft schwer werden, Leistungsträger an den Verein zu binden.

Unglückliche Aussagen in Köln, kreative Idee in Mönchengladbach

Schließlich geisterte auch die Idee herum, Fußballspieler könnten auf einen Teil ihres Gehalts verzichten, um die weiteren Gehaltszahlungen für andere Angestellte zu ermöglichen. Einen entsprechenden Vorstoß von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wies Horst Heldt, Manager des 1. FC Köln als „populistischen Scheißausdruck“ zurück. Auch der von Heldt angestellte Cheftrainer Markus Gisdol tat verbal keinen besonders guten Griff, als er beschrieb, welche Opfer Fußballer im Zuge der Quarantäne vor dem Restart doch bringen würden, wenn sie andere Menschen im Eiscafe sitzen sähen und selbst nicht mit von der Partie sein könnten. Gisdol hatte seinen Augsburger Kollegen Heiko Herrlich verteidigen wollen, der die Quarantäne-Auflagen missachtet hatte.

Dass Gehaltsverzichte von Profifußballern keine vollkommen realitätsfremde Idee sind, zeigten die Spieler von Borussia Mönchengladbach, die dies sogar freiwillig initiierten, um die Weiterbeschäftigung der Vereinsangestellten zu sichern. Die Borussia wurde darüber hinaus auch kreativ, was das Füllen der leeren Zuschauerränge anbelangt. Für 19 Euro (1900 ist das Gründungsjahr des Vereins) konnten Fans ein Konterfei von sich per Pappaufsteller auf den Tribünen postieren lassen. Eine Idee, die Nachahmer auf der ganzen Welt fand.

(Foto: RB Leipzig)

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