Champions League 1993: Marseille gewinnt Premiere und fällt dann tief
Die Champions League und vor allem auch ihr Finale hat bereits viele große Geschichten geschrieben. Zu den größten Tragödien zählen die Geschehnisse der allerersten Saison unter der Marke „UEFA Champions League“. 1993 gewann ein ambitioniertes Team von Olympique Marseille den Wettbewerb – nur um kurz darauf aufgrund eines Korruptionsskandals auseinander zu brechen.
Als sei es ein böses Omen, hat seither nie wieder eine französische Mannschaft den „Henkelpott“ gewonnen. Selbst Paris Saint-Germain, das seit Jahren durch die Scheichgelder aufgepumpt wird, kam noch nicht einmal ins Halbfinale.
1993 war die Fußballwelt noch eine andere. OM hatte ein bärenstarkes Team zusammengestellt, zu dem neben der deutschen Sturmlegende Rudi Völler unter anderem spätere französische Weltmeister wie Torhüter Fabien Barthez, Marcel Desailly oder Didier Deschamps gehörten. Letzterer führte das Team mit 25 Jahren als Kapitän in das Finale von München.
Es hätte so schön sein können
Dort wartete mit dem AC Milan eine ebenfalls mit Weltklassespielern gespickte Mannschaft. Neben dem großen Franco Baresi gehörten etwa die Niederländer Frank Rijkaard und Marco van Basten zum Aufgebot, ebenso Jean-Pierre Papin, der erst ein Jahr zuvor von Olympique nach Mailand gewechselt war. Abwehrspieler Basile Boli entschied die umkämpfte Partie mit einem Kopfballtor kurz vor dem Halbzeitpfiff.
Es hätte alles so schön werden können für Rudi Völler der Weltmeister aus dem hessischen Hanau war ein Jahr zuvor in die Provence gewechselt. Nach zwei Meistertiteln in Folge triumphierte OM nun im neu aufgelegten wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt. Wäre da nicht eine klitzekleine Korruptionsaffäre, die kurz darauf ans Licht kam.
Außer Völler alle gedopt
Thema war ein verschobenes Meisterschaftsspiel gegen den US Valenciennes, weshalb der Name „Affäre OM-VA“ aus der Taufe gehoben wurde. Der Französische Fußballverband erkannte OM die Meisterschaft ab und verbannte den Verein in die zweite Liga. Dort stand der einst so ruhmreiche Club wegen hohen Schulden bald kurz vor dem Bankrott. Einige Funktionäre wurden gar zu Gefängnisstrafen verurteilt. Völler „floh“ kurze Zeit später nach Leverkusen, wo er seinen Karriere-Herbst verbrachte und bekanntermaßen noch heute als Geschäftsführer glücklich ist.
Den Champions-League-Titel durfte Marseille zwar behalten, da die Manipulationen nur auf nationaler Ebene stattgefunden hatten. Doch Jahre später bekam auch dieser Titelgewinn einen faden Beigeschmack. Jean-Jacques Eydelie, damals ebenfalls Mitglied des siegreichen Teams, erklärte in einem Gespräch mit der französischen Sportzeitung L’Équipe, dass vor dem Champions-League-Finale alle Spieler von OM eine nicht weiter benannte Substanz injiziert bekommen hätten – alle bis auf Rudi Völler.