Kicker-Freunde Awards 2021: Bo Svensson ist Trainer des Jahres

Bo Svensson bei der Pressekonferenz von Mainz 05

Unser Trainer des Jahres heißt nicht Tuchel, Nagelsmann oder gar Flick. In Mainz formte Bo Svensson in aller Lockerheit ein konkurrenzfähiges Team aus einem designierten Absteiger. Diese Leistung ist mindestens genauso viel wert, wie ein Titel.

Deutsche Trainer oder Trainer in der Bundesliga schrieben in dieser besonderen Saison so manche Schlagzeile. Nicht alle wurden positiv rezipiert. Besonders in Erinnerung bleibt die bislang einzigartige Fluktuation auf den Trainerstühlen. Im Jahr 2021 kleben Trainer nicht mehr an ihren Stühlen und hoffen, dass sie möglichst lange ohne Entlassung ihren Job ausüben dürfen, sondern treiben den eigenen Werdegang im Erfolgsfall aktiv voran und verlassen das sichere Nest für eine attraktivere Station. Sieben der acht höchstplatzierten Teams werden mit einem neuen Übungsleiter in die neue Saison gehen (müssen).

Das „große Roulette“ wurde begleitet von einer öffentlichen Diskussion um Identifikation, Zuverlässigkeit und dem tatsächlichen Wert eines Vertrags. Bei den Anhängern stieß das neue Geschäftsgebaren der Coaches oft auf wenig Gegenliebe. In Mönchengladbach verhinderte die Corona-Situation mit Sicherheit so manches Pfeifkonzert und Manager Max Eberl verteidigte den scheidenden Marco Rose leidenschaftlich gegen Anfeindungen aus dem Netz. Roses Nachfolger wird der bisherige Frankfurter Trainer Adi Hütter, dem während einer virtuellen Pressekonferenz ein Journalist mit südhessischem Akzent bescheinigte: „Wir haben Sie alle für sympathisch gehalten und jetzt werden wir so von Ihnen enttäuscht.“

Von alldem unbeeindruckt lieferte in Mainz Bo Svensson einfach nur seine Arbeit ab. Der Däne übernahm die 05er im Januar auf dem letzten Tabellenplatz. Viel prekärer noch, als die Tabellensituation, war der tatsächliche sportliche Zustand des Teams. Diesen muss man sich noch einmal in Erinnerung rufen, um Svenssons Leistung überhaupt entsprechend würdigen zu können. Mainz hatte sechs Punkte auf dem Konto und Duelle gegen die direkten Abstiegskandidaten aus Bremen und Bielefeld verloren.

Schon am zweiten Spieltag zweifelten viele an der Bundesligatauglichkeit des Teams, nachdem die Spieler in einer Protestaktion gegen den damaligen Coach Achim Beierlorzer geschlossen das Training verweigert hatten. Auch die internen Zwischenlösungen Jan-Moritz Lichte und Jan Siewert vermochten die Situation nicht zu verbessern. Zu allem Überfluss wurde auch noch der mit Abstand torgefährlichste Spieler Jean-Philippe Mateta abgegeben. Die Neuzugänge Danny Da Costa und Dominik Kohr (beide vom Nachbarn aus Frankfurt ausgeliehen) sind beide keine ausgewiesenen Strafraum-Monster, so dass fraglich war, welcher Mainzer überhaupt noch das Tor treffen sollte.

Mainz spielt die Rückrunde eines Champions-League-Teilnehmers

Svensson war als aktiver Bundesligaspieler stets ein zuverlässiger Abwehrmann, fiel aber darüber hinaus nicht auf. Mit einer unaufgeregten, souveränen Art traf er in Mainz ein und bewirkte erstaunliches. Er formte aus der vermeintlichen Trümmertruppe ein kompaktes Konstrukt, das aus einer soliden Abwehr heraus gegen jeden Gegner Nadelstiche zu setzen vermochte. Zum Rückrundenauftakt schlug Mainz den späteren Vizemeister aus Leipzig trotz zweimaligen Rückstands mit 3:2. In der Rückrunde holte das Team 32 Punkte – eher die Bilanz eines Champions-League-Aspiranten als die eines Absteigers.

Wie genau Svensson dies vollbracht hatte, weiß keiner so genau. Weil er, anstatt Schlagzeilen zu schreiben, einfach arbeitet. Und sich bislang auch nicht nach dem nächstgrößeren Verein umsieht. Eine wohltuende Ausnahme in diesen Zeiten. Kicker-freunde.de gratuliert Bo Svensson zum Titel „Trainer des Jahres 2021“.

(Foto: FSV Mainz 05)

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