Wisst ihr noch? Die Aufstiegsklasse von 1997 – #1: 1. FC Kaiserslautern

Ciriaco Sforza von Kaiserslautern geht in einen Zweikampf mit einem Gegenspieler

Für Aufsteiger in die 1. Bundesliga geht es meist um nichts anderes als den Klassenerhalt. Klappt dies einmal, so wird es meist in der Folgesaison schwierig. Nachhaltig können sich in der höchsten Spielklasse kaum noch Teams etablieren, geschweige denn höhere Tabellenregionen erreichen. Doch 1997 stiegen mit dem 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC Berlin und dem VFL Wolfsburg drei Vereine auf, die ihre Spuren hinterlassen sollten – jeder auf seine eigene Weise. Der FCK wurde als erster Aufsteiger Deutscher Meister.

Lange war offen, wer als Tabellenerster aufsteigen würde. Am Ende machte der Traditionsklub aus der Pfalz das Rennen vor der viel zu lange unter ferner Liefen gebliebenen Hertha aus der Hauptstadt. Der VFL Wolfsburg machte erst am letzten Spieltag den Einzug in die 1. Bundeliga perfekt. Allen dreien trauten die wenigsten Experten wirklich etwas zu. Vor der Saison 1997/98 urteilte das „Kicker Sonderheft“ über den FCK: „Abstieg droht“ und über den Nobody aus Niedersachsen: „Es wird schwer“.

Für die Fans in Kaiserslautern war eine Welt zusammengebrochen, als ihr Herzensklub ein Jahr zuvor erstmals aus der Bundesliga abgestiegen war. Am Betzenberg hatte es regelmäßig Fußballfeste gegeben und der FCK war das Aushängeschild einer ganzen Region. Als Otto Rehhagel den Trainerposten übernahm, schien zusammen zu finden, was zusammengehört. Im Vorjahr war der ebenso eigenwillige wie anerkannte Übungsleiter in München entlassen worden. Nur gut ein halbes Jahr hatte man ihm dort gegeben, nachdem er zuvor 14 Jahre in Bremen gewirkt hatte.

Als Aufsteiger direkt zur Meisterschaft

Die Verbindung von Rehhagel und Kaiserslautern verlief zunächst märchenhaft: Souverän holte man die Zweitliga-Meisterschaft. Dies entsprach auch der Erwartungshaltung, denn mit Stars wie Pavel Kuka oder Miroslav Kadlec war das Team eigentlich zu gut für die zweite Liga. Rehhagel holte seinen Lieblingsschüler Ciriaco Sforza nach Kaiserslautern, wo dieser schon einmal gespielt hatte, bevor er ebenfalls zum FC Bayern ging. Die Auslosung wollte es so, dass ausgerechnet am ersten Spieltag die Bayern den FCK empfingen. Rehhagel und Sforza triumphierten im Olympiastadion und der Jubellauf des Trainers ist bis heute unvergessen.

Der FCK wurde in dieser Saison als erster und bisher einziger Aufsteiger direkt Deutscher Meister. Es funktionierte einfach alles. Kadlec organisierte die Abwehr, Sforza das gesamte Spiel. Auf dem Flügel dribbelte der junge Brasilianer Ratinho die gegnerischen Abwehrspieler reihenweise aus und ganz vorne traf der bislang eher durchschnittliche Stürmer Olaf Marschall fast alles. Mit 21 Toren bombte der schnauzbärtige Lockenkopf aus Sachsen den FCK an die Spitze. Das Team entschied mehrere Spiele noch kurz vor Schluss für sich und schlug die Bayern in der Rückrunde gleich noch einmal. Ein junger Michael Ballack und der Ehrenrunde drehende Weltmeister Andreas Brehme gehörten ebenfalls zum Kader.

Kaiserslautern scheitert an den eigenen Ambitionen

In den Folgejahren spielte der FCK noch für einige Zeit eine gute Rolle, doch schien sich irgendwann an den eigenen Ambitionen zu verheben. Internationale Promis wie Mario Basler, Youri Djorkeaff oder Taribo West funktionierten nur bedingt. Das Sturmjuwel Miroslav Klose konnte nicht lange im Verein gehalten werden und vollzog seine Weltkarriere stattdessen in Bremen, München und Rom. Nicht wenige machen auch den Allmachtsanspruch und die Beratungsresistenz von Cheftrainer Rehhagel mitverantwortlich für den folgenden Verfall.

Der FCK stieg 2006 zum zweiten Mal und 2012, nach zwei Jahren Aufenthalt zum dritten Mal aus der 1. Bundesliga ab. Im Jahr darauf scheiterte der Wiederaufstieg erst in den Relegationsspielen gegen Hoffenheim. Anschließend ging es stetig bergab bis 2018 tatsächlich der bittere Gang in die Drittklassigkeit angetreten werden musste. Von finanziellen Engpässen bedroht, hält sich der FCK derzeit mehr schlecht als recht. Den leidenschaftlichen Fans bleibt nur die Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird.

(Foto: AFP)

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