Achim Beierlorzer in Mainz entlassen – ein Kommentar

Achim Beierlorzer steht an der Seitenlinie und winkt ab

Achim Beierlorzer ist nach David Wagner der zweite Trainer, der in dieser noch jungen Bundesligasaison seinen Hut nehmen muss. Bei den Vorgängen in Mainz verlieren alle, findet unser Autor.

Kaum jemanden hat es mehr überrascht, dass Mainz 05 gestern die Trennung vom bisherigen Cheftrainer Achim Beierlorzer bekanntgab. Die Vorgänge, die zu der Entlassung schon nach dem zweiten Spieltag der neuen Saison führten, waren allerdings untypisch. Unter der Woche hatte die komplette Mannschaft der Mainzer eine Trainingseinheit verweigert, um gegen die Suspendierung eines Spielers zu protestieren.

Der ungarische Stürmer Adam Szalai hat einen hohen Stellenwert innerhalb der Mannschaft. Er soll lautstark mit Beierlorzer aneinandergeraten und daraufhin aus dem Kader gestrichen und zum Einzeltraining verdonnert worden sein. Gerüchten zufolge wurde der zunächst rein sportlich-fachliche Konflikt in der Wahrnehmung der Mannschaft auch mit einer finanziellen Angelegenheit vermischt.

Streitigkeiten über gestundete Gehälter stehen im Raum

Dabei ging es um einen Gehaltsverzicht der Mainzer Spieler aufgrund der Verdienstausfälle des Vereins im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Verabredet sei eine anteilige Stundung der Gehälter gewesen. Das bedeutet, die Spieler hätten für den Moment auf einen Teil ihres Geldes verzichtet, dieses hätte jedoch nachträglich noch an sie überwiesen werden sollen. Diese nachträgliche Zahlung sei nun in den Überlegungen der Geschäftsführung hinterfragt worden, wogegen sich unter anderem Szalai aufgelehnt habe.

Natürlich schweigt der Verein zu diesen Vorgängen. Doch schon jetzt lässt sich festhalten: Beim FSV gibt es derzeit nur Verlierer. Für Beierlorzer sind die Trainings-Meuterei und die Vorstellung beim Heimspiel gegen Stuttgart ein Gesichtsverlust. Der Trainer hatte in der Hinrunde der vergangenen Saison für den glücklosen Sandro Schwarz übernommen und die Mainzer immerhin so weit stabilisiert, dass der Klassenerhalt relativ souverän geschafft wurde.

Nur kurz vor seiner Anstellung in Mainz war er damals in Köln entlassen worden. Vielleicht war es diese Anekdote, die jetzt die Welt zum Hinweis veranlasste, wenn Beierlorzers Rauswurf in Mainz nur schnell genug über die Bühne gehe, könne er ja die Vakanz auf Schalke besetzen. Sollte dies nicht klappen, so könnte es für den Trainer schwer werden, eine neue Anstellung in der höchsten Spielklasse zu finden.

Mainzer Spieler zeigen sich weder professionell noch solidarisch

Doch die Mainzer Spieler haben sich auch selbst keinen Gefallen getan. Sollte tatsächlich ein Versprechen seitens der Geschäftsführung gebrochen worden sein, so kann jeder Arbeitnehmer einen gewissen Ärger natürlich nachvollziehen. Auf der anderen Seite ist kein Profifußballer von einem Gehaltsausfall wirklich existenzbedroht. So darf die Professionalität und gesellschaftlicher Solidarität der Kicker hinterfragt werden – insbesondere gegenüber jenen Mainz-Fans, die ihr Geld auch noch für ein Ticket zum vergangenen Heimspiel ausgeben.

Auch die Entscheidungsträger gehen nicht sauber aus der Affäre hervor. Ihnen ist vielleicht zugute zu halten, dass es keine Blaupause für die Corona-Pandemie gab und viele sich zu Beginn des Lockdowns nicht vorstellen konnten, wie langwierig die Zeit der fehlenden Einkünfte sein würde. Trotzdem: Ein Versprechen auf baldige Rückzahlung – sollte dies denn ausgesprochen oder sogar fixiert worden sein – erscheint ein wenig naiv. Nicht wenige fordern daher auch den Abgang von Sportsvorstand Rouven Schröder.

(Foto: AFP)

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